Holzbau Schmäh und die Meersburg kooperieren erfolgreich am Denkmaltag
Völlig ausgebucht waren alle drei Führungen „Wahr-Zeichen im Ensembleschutz“, die Holzbau Schmäh und die Burgfamilie Naeßl-Doms am Tag des offenen Denkmals 2024 gemeinsam anboten. Rund 150 Interessierte folgten Firmenchef Sebastian Schmäh zu mehreren Objekten in der ensemblegeschützten Meersburger Altstadt, mit deren Instandsetzung er selbst vertraut ist, darunter die Meersburg, Deutschlands älteste bewohnte Burg.
Mit Blick auf die Meersburg begrüßte Sebastian Schmäh die Teilnehmenden auf der Terrasse des Neuen Schlosses. Vor 20 Jahren hatte er dort als junger Meister die erste Dachfläche saniert. Derzeit wird die Südost-Mauer instandgesetzt: Der zu sanierende Bereich erstreckt sich vom Droste-Hülshoff-Turm im Süden bis zum Torbau an der Brücke im Osten. Die Maßnahme umfasst die Sanierung der Dächer und der Regenableitung, der Fenster und Putzfassaden inklusive Sandsteinarbeiten im Bereich der Fenster und Fassaden.
Eine besondere Herausforderung stellte die Einrüstung dar. Schließlich errichtete Holzbau Schmäh selbst auf rund 700 Quadratmetern ein 22 Meter hohes, komplexes Sondergerüst, an dessen Anschaffung sich die Burgbesitzer beteiligten.
Sebastian Schmäh erklärte, warum sein Zimmererbetrieb auch die Fenster restauriert. Jahrelang habe kein Fensterbauer großes Interesse daran gezeigt. Die Sanierung sei aufwändig: 30 bis 40 Stunden Arbeit steckten in jedem Fenster. Doch das Thema fasziniert ihn: „Die Meersburg weist 400 Jahre Fenstergeschichte auf.“
Insgesamt habe die Meersburg rund 360 Fenster, erklärt Maurits Naeßl-Doms dann in der Meersburg. Er, seine Mutter Julia Naeßl-Doms und seine Schwester Laura Naeßl-Doms geben den Denkmaltag-Besuchern jeweils einen prägnanten Überblick über die Instandsetzung, die Geschichte und den Betrieb der Burg. Sie ist seit dem Mittelalter bewohnt: „Wir sind nur ein kleines Rädchen“, betont Maurits Naeßl-Doms. Die aktuellen Putzarbeiten würden voraussichtlich bis November beendet und dann komme auch das Gerüst weg, „wenn alles gut geht.“ Die Familie sei dankbar für „das super Team an Handwerkern und die große Expertise von Herrn Schmäh.“
Sebastian Schmäh startete seine Tour mit einem Blick über die Dächer der Unterstadt, wies dabei auf die Besonderheiten der Meersburger Altstadtsatzung hin und auf „kleine Sünden“ gegen sie. So dürften Gaupen nicht breiter sein als 1,65 Meter und Dachfenster seien verboten – eigentlich. Dabei sei es durchaus möglich, Vorschriften zum Ensemble- und Denkmalschutz zu befolgen und modernen Wohnraum zu schaffen. Letzteres sei ihm auch als Stadtrat ganz wichtig. „Meersburg darf kein Disneyland werden, sondern muss eine gute Wohnraumerweiterung im Bestand entwickeln.“
Beispiele dafür, wie man beides in Einklang bringen kann, zeigte Sebastian Schmäh beim weiteren Rundgang durch die Steigstraße. Erste Station war das barocke Wohnhaus Nr. 15, das Holzbau Schmäh mit einem bewährten Team einheimischer Handwerker derzeit saniert. Das Haus, in dem einst schon Filmstar Heinz Rühmann logierte, „ist eines meiner Lieblingsdenkmäler“, so Schmäh. Historische Substanz wie alte Dielenböden, Ziegel oder Fenster erhält man bestmöglich. Wo das nicht möglich ist, ergänzt man sie mit originalgetreuen Nacharbeitungen, etwa dem Sinter-Biberschwanzziegel „Bodenseebunt“, den Schmäh mit der Firma Erlus entwickelte.
Auch setzte man in eine Wand Richtung Bärenbrunnen, wo es früher nachweislich bereits eine Öffnung gab, wieder ein Fenster. Es hat Drehflügel, Holzwetterschenkel, Schlierenglas, Sprossen, die in Leinölkitt eingebettet sind und einen besonderen Beschlag, der ein Mehrfaches des herkömmlichen Alugriffs kostet, wie Schmäh einräumt. Er erarbeite derzeit mit der österreichischen Firma Gaulhofer sogar ein spezielles Fenster für historische Bauten.
In der Steigstraße 15 kann Schmäh aber auch Fehler zeigen, die frühere Restauratoren machten, etwa eine Außenwand, die mit Zementputz versehen worden war, „sodass man keine Chance mehr hat, den historischen Putz zu erhalten.“ Oder Innenwände, die einfach aufgeschlitzt wurden. Dabei gebe es doch als Alternativen Aufputzmontagen oder auch Funkschalter.
Weiter ging es zum Haus Steigstraße 29, das Familie Schmäh in Eigenregie restaurierte. In dem schmalen Haus, das einst einem Vorfahr gehört hatte, entstanden vier fest vermietete Wohnungen. Das Haus deckte die Firma Schmäh mit historischen Ziegeln ein, die Innenwände erhielten Lehmputz und Wandheizungen. Die Heizkosten sind gering, auch dank einer Dämmung, die aus 20 cm Cellulose und einer 10 cm starken Holzfaserplatte besteht. Energie liefert eine Luft-Wärmpumpe, die an der Rückseite des Hauses dank einer Kooperation mit der Meersburg installiert werden konnte, wie Schmäh hervorhob.
Ein Abstecher zum Mittelalterrestaurant „Drachenfeuer“, an dessen Restaurierung Holzbau Schmäh ebenfalls maßgeblich mitwirkte, beendete den Rundgang. Die Eigentümerfamilie betreibe und bewohne das Haus selbst und habe zusätzlich noch Wohnraum geschaffen. „Das ist ideal für unsere Stadtentwicklung“, so Sebastian Schmäh.
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